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Der Mann hinter „Ritter Schluckauf“

Zur Begrüßung gibt es bei Puppenspieler Kolja Liebscher Zistrosentee, vermischt mit Minze und leicht gesüßt mit Kandiszucker. Mit diesem Geheimtipp einer befreundeten Puppenspielerin wappnet sich der Frammersbacher gegen Erkältungskrankheiten. „Das hilft vorbeugend und nicht nur bei Heiserkeit“, schwört der gebürtige Thüringer aus Schleusingen, der seit Herbst 2012 in der Marktgemeinde lebt. Denn bei einem Künstler mit großem Redefluss darf die Stimme nicht ins Stocken geraten.
Zumal wieder die Hoch-Zeit des Puppenspiels in der Advents- und Weihnachtszeit bevorsteht. Aber auch im August und September ist der sympathische Chef der Schatten- & Puppenbühne gut gefragt: Dann ist er mit seinem Bauchladen und ohne Strom unterwegs etwa beim Thüringer Figurentheaterfest, beim Spielfest der Museen Schloß Aschach in Bad Bocklet, beim Historischen Handwerkermarkt in Tüchersfeld oder beim Kunst- & Handwerkermarkt zum Zwiebelmarkt in Apolda. Am 3. Oktober wird er beim „Türöffnertag“ der Sendung mit der Maus in Frammersbach in seinem „Zimmertheater“ mitmachen.

DAS ZIMMERTHEATER
Dort ist der 63-Jährige nicht nur Spieler, sondern auch Impresario. Mit Hilfe von Freunden hat er das Dachgeschoss in der ehemaligen Tennisklause für seine Zwecke hergerichtet. Ein kleiner, gemütlicher Theaterraum, der gerade mal Platz bietet für 22 Besucher, mit schweren Vorhängen an den Fenstern. Sie tauchen den Raum in Dunkelheit, damit das Leben der Schattenfiguren auf der weißen Bühnenleinwand erwachen kann. Diese familiäre Atmosphäre ist wie geschaffen für die kleinen Zuschauer, auf die zum  Überbrücken der Zeit bis zur Vorstellung auch Geschicklichkeitsspiele, Malbücher und kleine  Schattenbühnen warten. Liebscher will zukünftig verstärkt in Frammersbach spielen und weniger durch die Lande ziehen. Mit seinem Ruhestand ab Januar 2019 hat er mehr künstlerische Freiheiten.
Ortswechsel: Kolja Liebscher nimmt uns auch mit in seine Werkstatt, eingerichtet im Wohnhaus in der Herbertshainer Straße. Dort entstehen seine Märchen und Stücke. Der Puppenspieler aus Leidenschaft bearbeitet Märchenvorlagen, greift aber auch Ideen auf und schreibt Dialoge dazu – wie für das zuletzt entstandene Stück vom „Ritter Schluckauf“. Seine Tochter Ruth gab die Anregung für den kleinen Kerl, der allen anderen Ritterkollegen auf die Nerven geht mit seinem Schluckauf.

VIRUS PUPPENSPIEL
Von der Idee bis zu der Uraufführung eines Stücks vergeht etwa ein dreiviertel Jahr. Handwerklich begabt macht er alles selbst, ist doch sein Beruf auch seine Berufung, zu der er aber erst über Umwege gekommen ist. Schon als Kind drehte er mit seinem Vater Puppenschmalfilme. Doch in der früheren DDR musste er auch Geld verdienen. So verdingte sich Liebscher in der thüringischen Heimat
als Kalibergmann, Traktorist, Hausmeister, war  Friedhofswart und Totengräber, absolvierte schließlich nach der Wende eine Ausbildung zum Möbeltischler. Eine Kollegin, die Marionetten baute, aber nicht spielen wollte, animierte ihn zum Puppenspiel. Weil für ein Kindergartenprogramm auch  Schattenszenen mit eingeflochten werden sollten, war er der Mann der Stunde. „Das war, als ob ich mit einem Virus infiziert wurde“. 2001 wurde er professioneller Puppenspieler, schloss sich dem Verband Deutscher Puppentheater an, und arbeitete später auch in der Weltpuppenspielorganisation Unima im deutschen Vorstand mit. Schließlich verschlug es den Witwer nach Frammersbach, wo er sein Leben nun mit Martina Friedmann, einer Geigerin, teilt.
Sein handwerkliches Geschick kommt ihm zupass. Denn Kolja Liebscher macht praktisch alles selbst und erklärt das beim Werkstattrundgang: „Das ist mein Kasper“ deutet er auf die von Kindern heißgeliebte Figur. Der Kopf ist eine Styroporkugel, das Gesicht hat er darauf gemalt, mit Modelliermasse Augenbrauen und Nase geformt. Auch der Teufel mit dem roten Gesicht und den Hörnern oder der Meister mit dem Zylinder auf dem Kopf stammen von ihm. Es sind alles Charakterköpfe, die auf dem Regal ruhen bis zu ihrem nächsten Einsatz auf der Puppenbühne.

LEIDENSCHAFT SCHATTENTHEATER
Seine eigentliche Leidenschaft ist das Schattenspiel. Ideen für die „Protagonisten“ zeichnet er auf Papier und Pappe, überträgt sie auf Sperrholz, sägt sie akribisch aus, bemalt sie schwarz und tüftelt
aus, welche Teile sich bewegen sollen. Er erzeugt aber auch Illusionen: Einen kleinen Sperrholzjungen kann er durch einen Dreh in einen Troll verwandeln – und mit einer Geste auch wieder zurück. Das fasziniert und fesselt die kleinen Zuschauer.
Die Figuren bewegt der Schattenspieler auf Laufschienen und beleuchtet sie mit Niedervoltlampen, so dass sich die Schatten deutlich auf der vor sie gespannten Leinwand abheben. 16 verschiedene Stücke hat er im Programm, hebt die dazu gehörigen über 200 Figuren wohlgeordnet in schwarzen, beschrifteten Kisten auf. Für jedes Stück entwirft und baut Kolja Liebscher die Kulissen neu. Teilweise sind diese und manche Figuren farbig hinterlegt. Requisiten wie eine kleine Trompete oder das Miniaturschlagzeug aus Papprollen sind einige seiner Hilfsmittel, musikalisch die Spannung zu unterstreichen. An Ideen mangelt es ihm wirklich nicht. Wenn er beispielsweise Kulissen umbauen muss, lenkt er seine Zuschauer mit der selbstgebauten Laterna Magica ab – der ausrangierte Motor einer Mikrowelle treibt die Folienmotive an, die dann Sonne, Mond und Sterne an die Decke werfen. Die kleinen Zuschauer blicken begeistert nach oben – und bekommen nicht den Umbau im Schattentheater mit.

Mitmachen und gewinnen!

Preisfrage:
Wie viele Stücke hat Schattenspieler Kolja Liebscher im Programm?
Zu gewinnen gibt es 4 x 2 Tickets für einen Besuch im Zimmertheater in Frammersbach.
Die richtige Antwort senden Sie an:
gewinnspiel@raiba-msp.de, per Telefon unter 09352 858-0 oder per Postkarte (ausreichend frankiert) an die Raiffeisenbank Main-Spessart eG,
Rechtenbacher Str. 11, 97816 Lohr a. Main.

Bitte geben Sie Ihre vollständige Adresse und das Stichwort „Zimmertheater“ an.

 

Kolja Liebscher spielt für Menschen ab drei Jahre. Und wenn es gewünscht wird, gewährt er gern einen Blick hinter seine Kulissen und erklärt, wie sein Spiel funktioniert. Seine Stücke dauern zwischen 20 und 50 Minuten. Er spielt auch auf Bestellung für Gruppen oder für Geburtstagsüberraschungen.
Seine Kontaktdaten:
Kolja Liebscher
97833 Frammersbach, Herbertshainerstraße 78
Telefon 09355 9764411 oder mobil: 0157 73 84 16 20
E-Mail: info@schattenkolja.de
www.schattenkolja.de

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