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Es ist schwer, leicht zu sein.

Elena Reinhard ist die  Behinderten·beauftragte vom Landkreis Main-Spessart. Sie arbeitet im Landratsamt. Das steht in Karlstadt. Die 34-jährige berät den Landkreis. Sie hilft bei der Umsetzung vom Behinderten·gleichstellungs·gesetz. Elena Reinhard hat Erfahrungen im Umgang mit Menschen mit Behinderung. Deren Wünsche müssen überall beachtet werden. Keiner darf ausgegrenzt sein.

Die Einleitung ist in den einfachen Worten der sogenannten „Leichten Sprache“ verfasst. Vor gut eineinhalb Jahren startete der Landkreis Main-Spessart ein Langzeitprojekt zu diesem Thema. Damit  übernimmt er eine Vorreiter-Funktion in Unterfranken. „Es ist ein ausschlaggebender Schritt für mehr Inklusion in unserer Gesellschaft“, ist die seit April 2016 als kommunale Behindertenbeauftragte des Landkreises tätige Regierungsbeamtin überzeugt. Seit die junge Frau die verantwortungsvolle Tätigkeit ausfüllt, hat sie mit viel Energie, großer Einsatzbereitschaft und Hartnäckigkeit einiges angestoßen, „um die Belange von Menschen mit einer Behinderung besser in der Gesellschaft zu verankern und ihre Teilhabe sowie selbstbestimmte Lebensführung in unserem Landkreis zu fördern“, sagt sie.

Spannendes Aufgabengebiet

Was Reinhard bei ihrer täglichen Arbeit als Behindertenbeauftragte immer wieder feststellt: Es fehlen Berührungspunkte in der Familie oder im Freundeskreis zu Menschen mit Behinderungen und somit auch das sofortige Verständnis für Barrieren jeglicher Art. Elena Reinhard hat selbst eine etwas ältere Schwester mit geistiger Behinderung und somit keine Berührungsängste. „Da ist man nicht überfürsorglich, merkt aber, wo Hilfe benötigt wird. Man darf es nicht persönlich nehmen, wie Menschen mit einer Behinderung manchmal reagieren“, erzählt sie sehr gelassen. Es sei aber wichtig, Angebote zu schaffen – und dazu gehört auch eine barrierefreie Kommunikation.

Ein für Reinhard „spannendes Aufgabengebiet“. Bei diesem Projekt haben im Landratsamt 26 Fachbereiche  mitgewirkt. Dadurch sind auch viele Kollegen für die Thematik sensibilisiert. Bei der Zusammenarbeit stellte sich heraus, dass mancher bestehende Text auch inhaltlich aktualisiert werden musste. Für den Landkreis sollen wichtige Inhalte in „leichter Sprache“ angeboten werden. Denn  zahlreiche Texte, die eigentlich für eine breite Öffentlichkeit bestimmt sind, werden von vielen nicht verstanden. So wie für Rollstuhlfahrer die Treppe ein Hindernis ist, kommen manche mit einer zu komplizierten Sprache schlecht zurecht. „Nicht nur Menschen mit Lernschwierigkeiten oder einer Hörbehinderung brauchen eine vereinfachte Sprache. Auch jemand, der nicht so gut lesen kann, Ältere, Personen, für die Deutsch nicht die Mutter-Sprache ist oder auch Frauen und Männer mit einer Demenzerkrankung profitieren davon.

Gut verständlich

Die „Leichte Sprache“ ist ein entscheidender Schlüssel für viele Bürger, gut informiert und selbstständig am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Also keine komplizierten Schachtelsätze, gespickt mit Fachausdrücken und Fremdwörtern. Das ist nicht jedermanns Sache. „Es ist schwer, leicht zu sein“, bekennt die Behindertenbeauftragte, denn Fachtexte, gerade auch von Behörden, seien oft komplex. Die Projekt-Umsetzung ist kompliziert, denn das Landratsamt muss die „Justiziabilität“ der Informationen berücksichtigen – diese müssen auch vor Gericht Hand und Fuß haben, so Reinhard. Auch Gesetze werden bereits in leichter Sprache erklärt, der Bund hat Broschüren veröffentlicht und das Land Bayern bietet Internetseiten mit Informationen in leichter Sprache. Dazu werden Fachleute benötigt, die sich damit auskennen und dafür ein europaweit geltendes Siegel verwenden. Die in Hessen angesiedelte Juristin Vera Apel-Jösch ist eine solche Übersetzerin. Sie unterstützt Elena Reinhard und arbeitet mit einer Prüfgruppe zusammen. Anfangs hat die Juristin die für den Landkreis ausgesuchten Texte übersetzt. Mittlerweile verfasst Behindertenbeauftragte Reinhard aktuelle Pressetexte aus dem Landratsamt in leichter Sprache zwar selbst, doch Apel-Jösch übernimmt das Lektorat und lässt zusätzlich die Texte über ihre Prüfstelle laufen. Damit unterscheidet sich beispielsweise der Landkreis Main-Spessart vom Landkreis München. Während dort nur die gängigen Texte übersetzt werden, hat Reinhard einen höheren Anspruch: auch aktuelle Pressetexte werden in Main-Spessart in die „Leichte Sprache“ übersetzt.

So geht „Leichte Sprache“

Statt vieler Informationen darf es in der „Leichten Sprache“ nur eine Info pro Satz geben. Zusammengesetzte Hauptwörter wie „Behinderten·beauftragte“ werden durch den „Medienpunkt“  getrennt, schwere Wörter erklärt. Nach jedem Satz kommt ein Absatz; Telefonnummern haben nach maximal zwei Zahlen eine Leerstelle. Die Schriftgröße muss 14 Punkt sein, gewählt wird ein 1,5-facher  Zeilenabstand. So fällt eine Pressemitteilung in „leichter Sprache“ oft viel länger aus als ein normal verfasster Text. Es wird viel mit Bildern gearbeitet, einfachen Zeichnungen und Piktogrammen, also mit stilisierten Darstellungen einer bestimmten Information. Auf der Internetseite des Landkreises (www.main-spessart.de) gibt es zwei Zugänge zu den „Leichte-Sprache“ – Seiten. Das grafische Symbol der Menüleiste oben rechts auf der Startseite – der „Icon“ zeigt eine lesende Person mit einem nach oben gerichteten Daumen – oder man klickt unten auf der Startseite den Link „Leichte Sprache“ an. Noch wird das Angebot nicht stark genug genutzt. Aber es gibt durchaus schon Erfolge: Die  Förderzentren der St. Nikolaus- und der St. Kilian-Schule nutzen die Texte und üben damit. Elena Reinhard ist sich sicher, auf dem richtigen Weg zu sein.

Beispiel „Leichter Sprache“ aus dem Landratsamt:

Der Tag der Regionen am 6.10.2019
Region heißt: Gegend, Gebiet. Den Tag der Regionen gibt es schon seit 20 Jahren. 2019 gibt es eine neue Broschüre. In der Broschüre sieht man ganz viele Mit·macher. In der Broschüre sieht man viele tolle Projekte. In diesem Jahr ist der Tag der Regionen am 6. Oktober. Aber in der gesamten Zeit vom 27.09.
bis zum 13.10.2019 gibt es viele Aktionen. Das Thema im Jahr 2019 ist: Weil Heimat lebendig ist.
Noch mehr Informationen finden Sie hier: www.tag-der-regionen.de

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